Fünf um fünf – Orgelkonzert in Brandenburg
Kraftvoll eröffnet der f-Moll-Akkord das Konzert. In der Neuapostolischen Kirche Brandenburg haben sich etwa 60 Zuhörer eingefunden. Sie erwartet ein Programm mit Werken von fünf Komponisten der Romantik. “Fünf um fünf”, haben die Organisten Gunter Volland und Martin Sanitz sowie Tino Volland, der durch den frühen Abend führt, das Programm genannt. Anlass ist die Bundesgartenschau, die unter dem Motto “Von Dom zu Dom – das blaue Band der Havel” in die Havelregion einlädt. “Fünf um fünf” verweist auf den Beginn der Veranstaltung: Fünf Uhr am Nachmittag.
Die Orgel der Gemeinde Brandenburg stammt ursprünglich aus Berlin-Mahlsdorf. Sie wurde für den Kirchenneubau überholt und ergänzt. Das symmetrische Prospekt, dessen Pfeifen als Prinzipal 8” und Oktavbass klingen, zieht die Blicke der Besucher in Richtung Altarraum. Dort “thront” sie: Die Holzarmaturen in stilistischer Form zweier nach oben geöffneter Hände, das Schwellwerk als angedeutete Weltkugel haltend. Doch heute geht es um mehr als architektonische Gestaltung. Heute geht es um den Klang der Romantik. Und so ist es zunächst Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), mit dessen 1. Sonate in f-Moll Gunter Volland das Konzert eröffnet. Nach dem in den ersten Satz, Allegro, integrierten Choral “Was mein Gott will, das g'scheh allzeit” aus der Matthäus-Passion Johann Sebastian Bachs folgen Adagio und Andante. Die Sonate endet in einem virtuosen Finale in Dur. Ganz nach der romantischen Idee “per aspera ad astra”, durch das Raue zu den Sternen.
Es folgt die Communion in G-Dur von Félix Alexandre Guilmant (1837–1911). Martin Sanitz trägt das ruhige und harmonische Werk vor. Es beschreibt die “Kommunion”, das Heilige Abendmahl, den Empfang von Leib und Blut Christi. Als dritten Komponisten stellt Tino Volland César Frank (1822–1890) vor. Von dem französischen Organisten, der erst mit 30 Jahren anfing zu komponieren erklingt “Prélude, fugue et variation in h-Moll”. Von Josef Gabriel von Rheinberger (1839–1901) ertönt die “Cantiléne”. Erneut ein ruhiges, beinahe meditatives Stück, der 2. Satz aus der Sonate Nr. 11 in d-moll.
Leon Boellmanns (1862–1897) “Suite Gothique” bildet den Abschluss des Konzerts. Sie wurde für die Orgelweihe der Kathedrale in Dijon komponiert. Und sie ist wohl sein bekanntestes Werk, bestehend aus dem Wechselspiel eines Chorals im 1. Satz, dem Menuet und den beiden sehr bekannten Sätzen 3 und 4: Das Gebet “Priére á Notre-Dame” und dem grandiosen Finale der Toccata.
In der abgedunkelten Kirche mit dem hell erleuchteten Orgelprospekt ist es still. Die Zuhörer hängen, so scheint es, noch ihren Gedanken und Empfindungen nach. Sie hören noch einmal hinein in sich selbst, in das Gebet, in den Choral, in den Klang der Orgel, der langsam den Kirchenraum verlässt.
Text und Fotos: jel
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